Sonntag, 14. März 2021

Vom Sammeln und Freuen!

12. März 2021 Kirchengemeinde
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Kürzlich war ich im Schlosspark joggen. 

Am Büdchen begegnete ich einer kleinen Familie: Eltern, Tochter, das Mädchen war vielleicht sechs Jahre alt. Es stand verträumt da, schaute vor sich hin. Ich hörte, wie die Mutter drängelte: „Jetzt komm, lass uns mal weiter gehen.“ Und dann hörte ich den Vater, und war ganz erstaunt, er sagte: „Lass sie. Sie muss doch noch sammeln.“ Wow, dachte ich, das ist ja toll, der lässt sein Kind da stehen und schauen und erkennt darin, dass es sammelt. Ich hatte direkt ganz viele Bilder im Kopf – was das Mädchen wohl sammelte, den Geruch der feuchten Luft, den Blick auf die Kaninchen unter den Büschen, die Geräusche der nahen Straße, Gefühle, die in ihr aufstiegen, Wahrnehmungen und was das alles in ihrem Inneren freisetzte. Ja, es ist schön, sich dafür Zeit zu nehmen, das zu sammeln, und auch wenn es vermeintlich von außen wie Nichtstun und Träumerei aussieht, da passiert ganz viel. Ich konnte das sofort verstehen und war beglückt. Der Vater schenkte seiner Tochter und auch mir, die ich unfreiwillig diesen Satz hörte, damit etwas von der Weite und den Möglichkeiten des Lebens. Dankbarkeit für das, was ich wahrnehmen darf. Staunen über kleine, unscheinbare Dinge. Freude über scheinbar Selbstverständliches. Leben im Glaubens heißt für mich genau das: Wahrnehmen, sehen und sammeln von Momenten, die voll sind von einfach Sein – weil mir Gott das schenkt, und weil Gott mir dafür die Augen öffnet. Und ich darf einfach da stehen, ohne etwas zu tun, und mich beschenken lassen. „Lass sie. Sie muss noch sammeln!“ Viel Freude dabei! Sonntag ist übrigens Lätare, das heißt: „Freuet euch!“

Einen gesegneten Sonntag wünschen Ihnen und euch Anke Prumbaum, Christiane Münker-Lütkehans und Anja Hartmann.