Geistlicher Impuls

Meine Augen sehen stets auf den Herrn; denn er wird meinen Fuß aus dem Netze ziehen. (Psalm 25,15)

7. August 2020 Kirchengemeinde
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Meine Augen fallen auf die am Boden stehenden Kisten – sie sind gefüllt mit Handwerkszeug.

Meine Augen fallen auf die am Boden stehenden Kisten – sie sind gefüllt mit Handwerkszeug. Mit Bohrern, Akkuschraubern, Zangen und vielen Schrauben und Dübeln. Ich bin umgezogen. In eine neue Wohnung. Mit Hilfe der Werkzeuge werde ich mir nun in den nächsten Tagen mein neues Zuhause einrichten. Schön soll es werden, das neue Zuhause. Doch ein Wechsel der eigenen vier Wände mag auch immer wieder mit Irritationen verbunden sein. Denn wenn man etwas „Neues“ bezieht, verlässt man eben auch „Altes“, das einem vertraut und auch lieb gewesen sein mag. Das Gewohnte ist nicht mehr da, und das was werden will, es fühlt sich noch fremd an.

Solche oder auch andere Veränderungen erleben wir immer wieder. Mal ist es wie bei mir ein Wohnungswechsel, für andere mag es ein Wechsel im beruflichen Kontext sein. Für viele ganz junge Menschen steht in der kommenden Woche der Eintritt in ihre Schullaufbahn an. Ältere Menschen mögen sich mit dem Übergang in den beruflichen Ruhestand beschäftigen.

Wie gut fühlt es sich an, wenn einem klar wird, dass gerade in diesen Momenten, in denen sich viel verändert, liebe Menschen um einen herum sind. So habe ich an meinem Umzugstag „Brot und Salz“ geschenkt bekommen, es wurde angestoßen, und Grüße geschickt. Oder wie sieht es bei den Erstklässlern aus? Sie halten stolz die von ihren Müttern und Vätern gebastelten oder besorgten Schultüten hoch und verleben diesen besonderen Tag mit ihnen gemeinsam. 

Nun zu dem obenstehenden Satz.

Der Fuß des Psalmisten hat sich in einem Netz verfangen und verheddert. Da steckt der Fuß nun fest. So kann der Psalmist nicht weiter. Geduld und Ruhe wird er brauchen, um mit Bedacht die einzelnen Netzfäden um seinen Fuß herum aufzulösen. Da hilft es nicht, hektisch mal da oder da zu ziehen.

Es ist ein schönes und prägnantes Bild, mit welchem der Psalmist seine Verfassung beschreibt. Was ihn ganz konkret bewegt, was er gerade als bedrohlich wahrnimmt - es wird nur angedeutet. Wichtig ist sein Vertrauen, dass sein Fuß nicht im Netz stecken bleiben wird. Sein Fuß wird aus dem Netz gezogen werden. Er wird wieder frei laufen können, er wird wieder seine Kraft- und Lebensfreude einsetzen können. 

Keine Hektik, sondern Ruhe. Manchmal bedarf es auch in unserem Leben nur einer kurzen stillen Zeit, um sich selbst wieder in das vom Psalmisten beschriebene Gottvertrauen einzufinden. Zuweilen ist diese kurze stille Zeit wie „Müll rausbringen“. Soviel lagert sich im Inneren bei uns ab. An Hektik, an Sorgen, an Gedanken oder was auch immer. Manchmal bedarf es nur einer kurzen stillen Zeit, in der wir den „Müll“ rausbringen um uns dann zu öffnen für Neues. Wir können unseren Blick weiten und hinsehen und den Gott wahrnehmen, der sagt: „Dich liebe ich, dir bin ich ganz nah.“ Vielleicht mögen wir dann ebenso mitsprechen und mitglauben: „Meine Augen sehen stets auf den Herrn; denn er wird meinen Fuß aus dem Netze ziehen.“

Also Augen auf, das wünsche ich Ihnen: Hinsehen und sich freuen: Über die lieben Menschen um uns herum und über Gott, der auch unseren Fuß immer wieder aus dem Netz ziehen wird.

Wolfgang Döring

7. August 2020