Okuli – „Augen“ – so heißt dieser 3. Sonntag der Passionszeit nach dem Wochenpsalm 34 – „die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten“. In der Bibel wird an vielen Stellen sehr menschlich von Gott gesprochen, das prägt unsere Vorstellungen, so kommt er uns nah, so spüren wir seine Begleitung.
In der Zusammenkunft mit den Konfirmandinnen und Konfirmanden am vergangenen Dienstag, natürlich auch im digitalen Format, haben wir uns intensiv mit unseren Bildern und Vorstellungen von Gott auseinandergesetzt. Interessanterweise haben sich etliche der Jugendlichen aus einer Fülle von Bildern für die Darstellung eines Auges im Dreipass als Bild von Gott entschieden.
Gott, der uns immer ansieht, der auf uns aufpasst, der ein Auge auf uns hat – und durch die Strahlen sahen sie diesen Blick in alle Himmelrichtungen über die ganze Welt verteilt.
Für die Jugendlichen war es eine tolle Vorstellung, so von Gott begleitet zu werden.
Nicht zu allen Zeiten waren es solche warmen, positiven Empfindungen, die mit dem Auge Gottes, mit seinem Blick auf uns Menschen verbunden wurden. In manchen Kirchen wurde der Dreipass mit dem Auge Gottes entfernt, denn für viele war es eher der strafende, überall präsente Gottesblick, der Angst machte und viel zu oft auch als pädagogischer Zeigefinger missbraucht wurde. „Pass bloß auf, wenn das der liebe Gott sieht“ – ein verheerender Satz, der es vielen nicht möglich gemacht hat, die Augen Gottes, seinen Blick auf uns und seine Schöpfung als stärkend und aufbauend zu erleben.
Ein Gott, der mich gnädig ansieht, der auch meine Ecken und Kanten, meine Fehler, meine Verzweiflung sieht und dessen Augen mich dennoch liebend aufrichten – was für eine Zusage in einer Welt, in der so viele Blicke Verachtung und Neid, kritische Beobachtung, Wertung und eben oft Abwertung bedeuten.
Wie schön, dass sich die Jugendlichen dieses Gottesbild gewählt haben und sich im Mai bei ihrer Konfirmation daran festmachen wollen.
Gott sieht uns an und er ruft uns als verantwortliche Menschen in seine Nachfolge, uns alle, die wir dann selbst unsere Augen öffnen mit einem gnädigen, wertschätzenden Blick auf andere und seine Welt.
Ihnen und allen, die zu Ihnen gehören, einen gesegneten Sonntag, bleiben Sie behütet!
Ihr Moerser Pfarrteam
Christiane Münker-Lütkehans, Anke Prumbaum und Anja Hartmann