Letzter Sonntag nach Epiphanias

Gruß zum Wochenende 4. KW

29. Januar 2021 Kirchengemeinde
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Du hast mein Leben aus dem Verderben geführt, HERR, mein Gott! (Jona 2,7)

Erinnern Sie sich an die Jonageschichte? Der Prophet flieht vor dem Auftrag Gottes, in die Stadt Ninive zu ziehen, um ihr ihre Bosheit vor Augen zu stellen. Er flieht so gut er kann und geht auf einer turbulenten Schiffsreise über Bord. Im Wasser treibend wird er von einem Wal verschluckt und sitz im Bauch des Tieres, das Jona einen Fisch nennt. Und dann sagt er: Du hast mein Leben aus dem Verderben geführt, HERR, mein Gott! 


Es ist ein merkwürdiges Lob, das Jona da singt. Wieso ist er im Bauch des Fisches gerettet? Er treibt nicht mehr im Wasser, dafür sitzt er im Dunkeln des Fisches. Das Lied ist wie vorweggenommen. Denn nachdem Jona auf Gottes Auftrag nicht gehört hatte, wie konnte er da hoffen, nun werde alles gut? Es gibt nur zwei Erklärungen für diesen hellen und fröhlichen Ton: entweder weiß Jona, dass er nun, wenn er gehorsam gegen Gott ist und nach Ninive zieht, gerettet werden wird. Oder er singt das Lied des unerschütterlichen Glaubens. Des unerschütterlichen Glaubens, was immer geschieht, in Gottes Hand geborgen zu sein. So deutlich sich die Geschichte um den Gehorsam des Propheten dreht, möchte ich doch dem zweiten Gedanken der festen Glaubenshoffnung den Vorzug geben. Das soll dem Glauben möglich sein, sich unerschütterlich und hoffnungsvoll festzumachen! Dafür ist er da, der Glaube, hoffnungsfroh zu sein. Dass jedem, der mit Gott zu leben versucht, Gottes Wille doch zu oft verborgen ist, wissen wir ohnehin, oder?

Dazu ein Erlebnis: Es war eine Begegnung, wie es sie manchmal im Leben gibt. In einer Akademiewoche saß ich am Klavier und spielte alte Lieder. Als sich eine Tür des Saals öffnete, trat eine Frau herein. Sie hatte Tränen in den Augen, bedeutete mir weiter zu spielen und setzte sich sichtlich bewegt und lauschte. Als ich die Melodie beendet hatte, erzählte sie von den Bombennächten in Hamburg 1943. Sie saß als Kind auf dem Schoß des Großvaters, der mit scheinbar großer Ruhe im Bunker dem Kind dieses Lied gesungen hatte:   

Auf Adlers Flügeln getragen
übers brausende Meer der Zeit,
getragen von Adlers Flügeln
bis hinein in die Ewigkeit.
Über Berge und Täler und Gründe,
immer höher zur himmlischen Höh',
denn die Flügel sind stark, die mich tragen,
die Flügel, auf denen ich steh'!

Liedtext: Annie von Wethern-Viebahn

Mit herzlichen Grüßen

Ihre Pfarrerinnen und Pfarrer Christiane Münker-Lütkehans, Anke Prumbaum, Torsten Maes