Ich bin getauft - baptizatus sum

6. Sonntag nach Trinitatis

18. Juli 2020 Kirchengemeinde
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„Ich bin getauft“ – lateinisch baptizatus sum – so schrieb es der Reformator Martin Luther zeit seines Lebens, gerade in schwierigen Situationen, manchmal fast trotzig, auf einen Zettel, gelegentlich sogar mit Kreide auf den Tisch. „Ich bin getauft“ – eine Zusage, eine Mutmachaussage, die Luther in Zeiten der Anfechtung Kraft gegeben hat.

Die Taufe, meistens im Baby- und Kleinkindalter, ist eine der kirchlichen Amtshandlungen, die sicher nicht mehr so selbstverständlich ist wie früher, zu der sich aber doch immer noch viele Eltern entscheiden. Es gibt Monate, in denen wir in der Stadtkirche fast an jedem Sonntag im Gottesdienst Taufen miterleben. Seit März, in „Coronazeiten“, wurde von Taufen aus sehr verständlichen Hygienegründen zunächst grundsätzlich abgeraten und sie wurden verschoben. 

Nun taufen wir wieder unter den notwendigen Abstands- und Hygienemaßnahmen, meistens im Anschluss an die Gemeindegottesdienste, damit die Anzahl der Teilnehmenden die Vorgaben nicht überschreitet und gerade in diesen Sommerwochen finden fast wöchentlich Taufen in der Stadtkirche statt. 

Gut, dass so Taufen wieder möglich sind, aber: das Miterleben von Taufen im Gemeindegottesdienst fehlt vielen sehr! Denn einmal ist es natürlich so, dass die Täuflinge, gleich welchen Alters, durch die Taufe Mitglieder der weltweiten christlichen Gemeinschaft werden und dazu gehört die Gemeinde vor Ort und wir freuen uns mit, wenn Eltern ihre Kinder taufen lassen. Und: Beim Miterleben einer Taufe und beim Hören der Zusage werde ich jedes Mal erinnert: Ich bin getauft! Ich gehöre dazu! Das „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!“ gilt auch mir!

Wir alle leben davon, dass wir, egal in welcher Lebenssituation, immer wieder die Zusage Gottes hören. Dass wir uns in der christlichen Gemeinschaft stärken, gerade auch in schweren Zeiten. Daher vermissen wir durch das nötige Distanzhalten in der Coronazeit vieles auch in unserer Gemeinde so schmerzhaft, und es tut gut, dass zumindest einiges unter den notwendigen Vorsichtsmaßnahmen wieder möglich ist, auch im gottesdienstlichen Leben.

Am 6. Sonntag nach Trinitatis erinnern wir uns durch die Texte und Lieder ganz bewusst an unsere eigene Taufe und an Gottes Zuspruch für unser ganzes Leben.

Ein „starkes Schutz- und Trutzbündnis“, so hat Martin Luther die Verbindung zu Gott im Glauben genannt. Heute bekommen die Täuflinge in der Regel bei der Taufe eine Kerze mit auf ihren Lebensweg, oft liebevoll gestaltet von Eltern oder Paten. Ein Licht, dass sie an jedem Geburtstag oder am Tauftag erinnern kann an dieses Schutz- und Trutzbündnis mit ihrem Gott. Vielleicht finden wir ja alle ein kleines Symbol, eine Kerze, ein Stein, ein Kreuz oder auch nur ein Zettel, der uns erinnert: Ich bin getauft! Meine Gegenwart und meine Zukunft liegen in Gottes Hand. 

Ihnen und allen die zu Ihnen gehören einen gesegneten Tauferinnerungssonntag und Gott befohlen, bleiben Sie behütet!

Christiane Münker-Lütkehans