Geistlicher Impuls zum Sonntag Reminiszere

Frau M. erkennt das Wesentliche des Augenblicks

26. Februar 2021 Kirchengemeinde
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Anja Hartmann, die seit Februar als Pfarrerin im Probedienst in unserer Kirchengemeinde tätig ist, schreibt für uns den geistlichen Impuls zum Wochenende.

Kochen, putzen, waschen, bügeln, … E-Mails beantworten, in der Firma den Mann und die Frau stehen, die Waschmaschine reparieren lassen, das Geschenk für den Freund kaufen, die Geburtstagsfeier vorbereiten, neue Schuhe für die Kinder kaufen, den kranken Vater pflegen, … Kennen Sie diese Situation auch, liebe Gemeinde? 

Die Aufgaben wachsen uns über den Kopf. Jede erscheint gleich wichtig. Oft steht dann die Frage im Raum: Womit fange ich an und was will zuerst getan werden? 

In der Bibel wird uns von zwei Frauen berichtet (Lukasevangelium, Kapitel 10, Verse 38-42), die ein Geschenk bekommen – nämlich das Wesentliche des Augenblicks. Die beiden Frauen sind Schwestern und heißen Maria und Martha. Über sie wird Folgendes berichtet: Martha und Maria befinden sich im Haus der Martha, Martha ist Hausbesitzerin. Überraschend kommt Jesus mit seinen Jüngern zu Besuch. Die Gäste halten sich eine Weile bei Martha auf. 

Recht bald beginnt Jesus, sie zu lehren – Maria, alias Frau M., setzt sich zu seinen Füßen. Eine typische Geste im Judentum: Der Schüler bzw. die Schülerin setzt sich zu den Füßen des Lehrers. 

Ganz anders verhält sich Martha. Sie möchte eine gute Gastgeberin sein und kümmert sich um die Bewirtung der Gäste. Als Martha sieht, wie sich ihre Schwester verhält, wird sie unwillig und drückt Jesus gegenüber ihren Unmut aus. Sie will nicht die Einzige sein, die dient. Maria soll ihr helfen. 

Wird Jesus ihr beipflichten? Allen Grund dazu hätte er. Das Gegenteil jedoch geschieht. Jesus gibt Martha zu verstehen, dass sie viele Sorgen habe und über die viele Arbeit klage. Maria aber habe sich in dieser Situation für das entschieden, was er zu sagen und zu verkünden hat. Seine Worte, deren Wirkung und schließlich Gott selbst könne ihr niemand nehmen. Gottes Wort zu hören sei das Wesentliche in dieser Situation.

Ich glaube, in dieser Erzählung geht es nicht darum hervorzuheben, dass die eine richtig handelt und die andere nicht. Vielmehr liegt der Fokus darauf zu erkennen, was das Wichtige in diesem Augenblick ist: nämlich, Jesus zuzuhören. Wer in der Nachfolge Jesu lebt, der dient Gott nicht nur damit, in dem er einen Beitrag für die Gemeinschaft leistet, sondern auch dadurch, dass er darauf hört, was Gott ihm in den einzelnen Momenten des Lebens sagen will. In das Dienen ist das Hören auf Gott eingeschlossen.

Liebe Gemeinde,

viele von uns kennen die Situation, in der sich Martha befindet. Nicht immer gelingt es uns festzustellen, wann Gott mit uns redet. Und wenn wir seine Stimme bemerken, dann fällt es uns schwer, die Aufgaben erst einmal liegen zu lassen. So selbstverständlich wie Maria zu handeln, ist ebenfalls nicht leicht. 

Die Fasten- und Passionszeit lädt uns ein, uns bewusst Gott zuzuwenden - auch und vielleicht gerade in den Stunden, in denen uns die Aufgaben über den Kopf wachsen. Seine Stimme wahrzunehmen, zu hören und zu sehen, was er uns im Moment sagen möchte. 

Obwohl die Fasten- und Passionszeit bereits begonnen hat, so ist es doch nie zu spät, dass wir uns darin einüben, das Wesentliche in den einzelnen Augenblicken des Lebens zu erkennen und ihm zu folgen. Gottes Worte und deren Wirkung, so sagt Jesus, können uns nicht genommen werden. Und manchmal wird der Berg der Aufgaben durch sie kleiner.

Wir wünschen Ihnen und allen, die zu Ihnen gehören, ein gesegnetes Wochenende, bleiben Sie behütet.

Ihre Pfarrerinnen Christiane Münker-Lütkehans, Anke Prumbaum und Anja Hartmann