Geistlicher Impuls zum Sonntag Kantate - 2. Mai 2021

Du meine Seele singe

1. Mai 2021 Kirchengemeinde
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Wie gern lausche ich zur Zeit am Morgen dem Gesang der Vögel. Wenn ich die Balkontür öffne und nach draußen gehe, dann höre ich deutlich und klar ihre Stimmen. 

Häufig beginnen sie, schnell zu singen und werden nach und nach immer langsamer. Oftmals entsteht eine Pause, bis sie wieder weitersingen. 

Diese Beobachtung finde ich höchst interessant! Ihre hellen Stimmen faszinieren mich. Die Schnelligkeit ihres Gezwitschers irritiert mich manchmal. Ich spüre: Mit den Tönen der Vögel breiten sich Ruhe, Frieden und Lebendigkeit in der Umgebung und in mir aus.

„Du meine Seele singe“, ja, zum Singen sind wir heute eingeladen. Denn unser Sonntag trägt den Namen Kantate. Das lateinische Wort „Kantate“ heißt übersetzt: singet! Singet Gott, der wunderbar an uns handelt! 

Singet! Wie die beiden Musiker:innen auf unserem Titelbild. Mit der Sonne im Rücken lassen sie ihre Stimmen erklingen. Sie bringen das zum Ausdruck, was sie fühlen, denken, glauben, hoffen.

Vielleicht besingen sie die Liebe und klagen über Trauer und Schmerz. Vielleicht träumen sie von ihrer Zukunft, vom Kirschblütenfest und von Frieden und Gerechtigkeit.

Ich muss zugeben, dass meine Lieder seit der Corona-Pandemie sehr unterschiedliche Melodien tragen. Nicht immer fällt es mir leicht, ein heiteres und positives Lied anzustimmen. Die tieferen Töne mischen sich öfters dazwischen. 

Heute sind wir eingeladen, Gott unseren Gesang darzubringen. In seinen Texten und Tönen soll alles das zur Sprache kommen, was uns als Menschen ausmacht: unser Glaube, unsere Sehnsüchte, unsere Erinnerungen, die Töne in Mol und die Klage und der Zweifel.

Nicht jedem fällt es leicht, offen und mit der Sonne im Rücken Gott zusagen, worüber er dankbar ist und sich freut, was ihn ängstigt und bedrückt. Dazu braucht es etwas Mut.

Gleichzeitig denke ich, dass Gott solch ein Lied hören möchte. Zum Osterfest haben wir uns an die Zusage Gottes erinnert: Unser Schöpfer will, dass wir glauben können, dass das Leben und die Liebe stärker sind als alle weltlichen Gegebenheiten. Wenn wir vor Gott aussprechen, was uns bewegt oder auf der Seele liegt, dann gibt er uns Nahrung in der Hungerszeit und volle Klänge in der Freudenzeit. Er schenkt uns eine Stimme, wenn wir keine mehr haben und ein neues Leben, wenn wir uns nach ihm sehnen. 

Vielleicht klingt unser Gesang wie der der Vögel: einmal schneller und einmal langsamer in der Melodie, mit klarer und heller Stimme oder manchmal für andere irritierend.

Wir wünschen Ihnen und allen, die zu Ihnen gehören, ein gesegnetes Wochenende, bleiben Sie behütet.

Ihre Pfarrerinnen Christiane Münker-Lütkehans, Anke Prumbaum und Anja Hartmann